11. Beschaffungskongress der Krankenhäuser 2019 Hotel de Rome – Berlin
Zum 11. Beschaffungskongress der Krankenhäuser 2019 „Einkauf und Logistik im Krankenhaus 2020“ trafen sich über 600 Teilnehmer aus der Gesundheitsversorgung, Politik und Industrie in Berlin. Im Fokus standen in diesem Jahr die Digitalisierung im Einkauf, künstliche Intelligenz, Cloud-Lösungen & Sicherheit sowie Effizienz und medizinische Sachkosten, aber auch das Vergaberecht und erstmals Medical Device Regulation (MDR). Sind die deutschen Krankenhausstrukturen noch zeitgemäß? Aktuelle Neuheiten und Trends wurden diskutiert, Innovationen und praxisnahe Lösungen im Einkauf vorgestellt. Informationen für den Einkäufer gab es in zahlreichen Fachforen und Workshops zu den unterschiedlichsten Themen. In den Pausen bot sich den Besuchern die Gelegenheit bei den ausstellenden Unternehmen sich über neue Trends zu informieren.
Im Eröffnungsvortrag wurde das umfangreiche Potential digitaler Anwendungen aufgeführt, wie die Prozesseffizienz, die medizinische Qualität und wie die Patientensicherheit im Krankenhaus gesteigert werden kann.
Nach 11 Jahren Beschaffungskongress in Berlin konnten durchaus positive Veränderungen, aber auch negative Erfahrungen, vermittelt werden. Einleitende Vorträge brachten dann in Fachforen und Workshops die Diskutanten dazu, aus eigenen Erfahrungen die Thematik weiterführend zu erörtern. Dabei wurde auch kritisiert, dass die Politik Änderungen beschließt und deren Umsetzung erwartet, während fast alle Gesundheitseinrichtungen mit dem Problem des steigenden Kostendrucks kämpfen.
„Sind die deutschen Krankenhausstrukturen noch zeitgemäß? Eine alte Debatte in neuen, digitalen Gewand“
In seiner Keynote brachte Prof. Josef Hecken (unparteiischer Vorsitzender, Gemeinsamer Bundesausschuss) zum Ausdruck, dass eine Voraussage bis zu 10 Jahren nicht möglich ist. Es gibt dazu kein Ziel und keinen Plan. Der demographische Wandel bringt die Personaldiskussion verstärkt in den Vordergrund. Es wurde auch auf die Bertelsmann-Studie eingegangen, Krankenhäuser in Deutschland deutlich und spürbar zu reduzieren. Wir brauchen die flächendeckende medizinische Grundversorgung in Deutschland. Große Krankenhäuser müssen ganz einfach eine Menge an OP’s machen, die sich dann in höherer Qualität äußern, dagegen soll die Mindestmenge an OP’s in kleineren Gesundheitseinrichtungen reduziert werden.
Dr. Gerald Gaß (Präsident, Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V.) brachte zum Ausdruck, dass ein geordneter Strukturwandel im Gesundheitswesen gebraucht wird. Die Veränderungen müssen durch die Politik verantwortet werden. Es wird ein Leitbild gefordert, wie eine gesundheitliche Gesamtversorgung durchgeführt werden kann.
Der Personalmangel steht im Fokus für eine flächendeckende Grundversorgung, die Digitalisierung muss vorangetrieben werden und es ist nicht notwendig dass kleinere Krankenhäuser alle Fachrichtungen anbieten und operieren. Komplexe Versorgung ja, sie ist aber nicht in allen Regionen in Deutschland möglich. Ein Zukunftsmodell ist, wegen der angedachten Reduzierung der Krankenhäuser, mehr in Ambulanzen zu investieren. Deutsche Krankenhäuser sind leistungsfähig bei guter Qualität und engagierten Mitarbeitern. Unsere Krankenhäuser in Deutschland sollten sich zunehmend mit anderen Ländern in Europa vergleichen. Unsere Versorgung ist sehr gut, wir sind aber nicht mehr in einigen Versorgungspunkten an Position 1.
Deutschlands Universitätskliniken haben eine recht gute finanzielle Versorgung, Krankenhäuser hingegen haben diese Mittel nicht, so Prof. Dr. Kurt Marquardt (Beauftragter des UKGM, Standort Gießen und Marburg).
„Entwicklung und Regulation des Medizinproduktemarktes“ – femak im Dialog
Thomas Gallmann (Geschäftsführer, Logistik-Service-Neubrandenburg GmbH) stieg gemeinsam mit den Diskutanten sofort in die Diskussion einer hoch aktuellen Thematik ein: Wird die Medical Device Regulation die Liefersituation von Medizinprodukten 2020 verschärfen?
Medical Device Regulation – MDR. Einige Lieferanten und Gesundheitseinrichtungen beschäftigen sich mit den Auswirkungen nicht ausreichend und sind derzeit mit der Umsetzung überfordert. Es geht hierbei auch um eine neue Zertifizierung von allen sich im Markt befindlichen Medizinprodukten. Zu wenige bisher benannte Stellen („notified bodies“) sorgen für Verzögerungen bei den Neuzulassungen, die in ihrer technischen Dokumentation deutlich aufwendiger sind, als die bisherigen MDD’s. Mögliche Lieferschwierigkeiten sind vorprogrammiert. Zudem nutzten Hersteller die MDR auch zur Sortimentsstraffung. Der Klinik- Einkauf muss sich darauf vorbereiten.
Positive Aspekte der Umsetzung der MDR sind schärfere Prüf- und Zulassungsverfahren. Tiefer und intensiver werden Produkte analysiert, woraus eine höhere Patientensicherheit resultiert.
Der Brexit würde eine verlängerte Lieferzeiten mit sich bringen, aber voraussichtlichen keinen Lieferabriss medizinischer Produkte darstellen. Der Einkauf sollte stärker mit seiner jeweiligen Einkaufsgemeinschaft zusammenarbeiten und etwaige Veränderungen erfragen.
Der 11. Beschaffungskongress war an beiden Konferenztagen in der Auswahl der Themen wie gewohnt sehr vielseitig. Nur Veränderungen bringen das Gesundheitswesen voran, es muss aber bezahlbar sein und bleiben. Wenn viele denken, dass das eine oder andere vorbei geht kann ich nur sagen: vieles fängt jetzt erst an!
Einen herzlichen Dank an Wegweiser – Media & Conferences GmbH Berlin und auf ein Wiedersehen 2020 in Berlin, Hotel de Rome.
Jürgen Geißler
Wegweiser und femak e.V. in Kooperation beim 11. Beschaffungskongress der Krankenhäuser Berlin 2019
Begrüßung und Eröffnungsplenum
Dr. Klaus von Dohnanyi (Beiratsvorsitzender, Wegweiser Media & Conferences GmbH Berlin)
Eröffnungsplenum
Prof. Dr. Karl Marx Einhäupl
Vorstandsvorsitzender, Carrité – Universitätsmedizin Berlin
Adelheid Jacobs-Schäfer (Generalbevollmächtigte, Geschäftsführerin Sana Kliniken AG)
Norbert Ruch (Leiter Einkauf und Logistik, Marien-Hospital Euskirchen GmbH, Bundesvorsitzender femak e.V.)
Olaf Sokol (Abteilungsleiter Wirtschaft und Versorgung, Pleißental-Klinik GmbH, und femak e.V.)
Adelheid Jacobs-Schäfer und Prof. Dr. Andreas J. W. Goldschmidt, (Geschäftsführender Leiter des International Health Care Management Instituts (IHCI), Vorstandsvorsitzender des interdisziplinären Zentrums für Gesundheitsökonomie (ZfG) der Universität Trier)
Pausengespräche zwischen den Fachforen
Thomas Gallmann (Geschäftsführer, Logistik-Service-Neubrandenburg, und femak e.V.)
Martin Merkel (Senior Berater MEDIIO GmbH, und femak) Katja Winkels zur Strassen (Business Consultant, Prospitalia GmbH) Karsten Juchert (Leiter Zentraleinkauf, Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH) Dr. Andrea Sauter (Senior Associate, Taylor Wessing Rechtsanwälte)
In den Pausen bot sich den Besuchern die Gelegenheit bei den ausstellenden Unternehmen sich über neue Trends zu informieren.
Wir sagen herzlich Danke für die sehr gute Organisation und Durchführung des 11. Beschafferkongresses 2019.
Herzlichen Dank an Oliver Lorenz und den vielen Helfern in seinem Team, die maßgeblich zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben.
Bilder Jürgen Geißler, femak 2019