Review – femak Symposium 2019 – Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Das femak-Symposium 2019 – Einkauf – Best Practice
femak hatte zum Symposium am 10. September 2019 in das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden eingeladen.
Digitaler Prozess in Einkauf und Logistik
Dr. Thomas Rothe, SAP Koordinator Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Universitätskliniken, Krankenhäuser, kurzum Gesundheitseinrichtungen in Deutschland wurden schon vor Jahren mit der Einführung digitaler Prozesse im Einkauf und Logistik konfrontiert. Im Fokus stand die Modulschrankversorgung, mit dem Scannen der Wareneingänge, Einlesen der Bestände in das Softwaresystem bis hin zur Kommissionierung und der Versorgung der Modulschränke auf den Stationen.
Neue Herangehensweisen und Herausforderungen stellten sich dann in einem längeren überschaubaren Zeitraum immer stärker bei der Spezialisierung auf kleine Therapiefelder ein.
Damit einher geht der logistische Aufwand für eine optimale Versorgung der Patienten mit innovativen Medizinprodukten, der auch weiter ständig steigen wird.
Gleichzeitig wird die IT-Landschaft immer komplexer. Beim Ausfall der IT muss ein Notfallplan bestehen. Die wichtigen Funktionen zur Patientenversorgung müssen erhalten bleiben. Das bedeutet, dass seitens der Software bei Ausfall die Möglichkeit gegeben sein muss, kurzzeitig auch einmal mit Papier zu arbeiten. Der Notfall sollte geprüft und getestet werden!
Lagern – Transportieren – Steuern. Individuelle Lösungen contra industrielle Standards?
Torsten Schäfer, Geschäftsführer Scan Modul Orgasystem GmbH
Mit automatischen und logistischen Prozessen muss die Pflege in den Einrichtungen entlastet werden. Das war eine Herausforderung an die Industrie, eine einfache aber auch komplexe standardisierte Modulschrankversorgung bei den Anwender bereitzustellen.
Es muss auch bei Gesundheitseinrichtungen mit einem kleineren Budget eine optimale Patientenversorgung finanzierbar bleiben.
Spezielle Entwicklungen von technischen Lösungen sind weitgehend unnötig, denn Industrielösungen können direkt übernommen oder adaptiert werden.
Die Aufgaben von Logistik und Digitalisierung müssen in den Gesundheitseinrichtungen umfassend verstanden werden, bevor diese zum Einsatz kommen. So können sie sich erheblich schneller in Richtung Krankenhaus 4.0 entwickeln und dem bestehenden Kostendruck entgegenwirken.
Einkauf und Logistik aus Sicht der Pflege
Adrian Reeck, Strategischer Einkäufer Johanniter Competence Center GmbH
Dieser Vortrag zeigte den Klinikeinkauf aus der Sicht der Pflege. Dazu gab es eine umfangreiche Studie. Diese brachte bei einer Auswertung unterschiedliche negative Meinungen bei einer allgemeinen Umfrage hervor.
Die Pflege hatte kaum konterten Angaben über den Einkauf. „Weiß ich nicht, kenne ich nicht. Sehr oft sind die Einkäufer im Krankenhaus nicht bekannt.“
Ein paar Ergebnisse der „LogistikPlan GmbH-Studie“ wurden in Auszügen vorgestellt.
15% der täglichen Arbeit hat mit der Beteiligung der Pflege an Tätigkeiten der KH-Logistik zu tun
(Bestände prüfen, erfassen, bestellen, auffüllen und einräumen).
Arzneimittel: 20 Minuten pro Tag und Pflegekraft
Medikal-Produkte: 15 Minuten pro Tag und Pflegekraft
Speisen und Getränke: 5 Minuten pro Tag und Pflegekraft
Wäsche: 1 Minute pro Tag und Pflegekraft
90% der Bestellungen müssen manuell ausgelöst werden.
90% der Bestellungen/Daten müssen manuell in das MaWi-System eingegeben werden.
Ein weiteres Fazit:
Die Umsetzung moderner Versorgungsprozesse ist eher mangelhaft, die Zuständigkeiten der Logistik sind nicht eindeutig geklärt, mangelhaft ist auch die technische Umsetzung der Prozesse.
Ein Ausblick:
Die Strategie und Digitalisierung 4.0 kann effektiver umgesetzt werden, wenn die Integration des Prozessablaufes „Einkauf und Logistik“ in die generalisierte pflegerische Ausbildung einfließt.
Eine Besichtigung der Ablauforganisation der digital unterstützten Logistikprozesse im Zentrallager wurde in Gruppen durchgeführt.
– Herr Dr. Rothe: Wareneingang-Buchung per Barcode und Apotheke
– Frau Darre-Guhr Plausi: Kommissionierung und Warenausgang-Cockpit
– Frau Müller Modulschränke: Bespiel von Reihe 40 mit gedruckten Etiketten von Beispielraum Haus 19
Die Teilnehmer aus Krankenhäusern und der Industrie hatten viele Fragen zum Organisationsablauf, der Logistik und Plausibilität. Im Rundgang wurde gezeigt, wie der Prozess der Logistik und Digitalisierung durch das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bestens umgesetzt wurde.
Es zeigte sich aber auch in Gesprächen, dass in sehr vielen Krankenhäusern diese hier gezeigten Abläufe noch in der Planung und Zukunft liegen. Ideen und Anregungen konnte jeder mit nach Hause nehmen.
Die Geschäftsführung, die ärztlichen Bereiche und der Einkauf müssen sich gemeinsam an einen Tisch setzen, die Digitalisierung und Logistik bei einer optimalen Patientenversorgung finanzierbar zu gestalten.
„femak“ als Fachverband für Einkäufer, Materialwirtschaftler und Logistiker bedankt sich bei allen Organisatoren des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus für die hervorragende Unterstützung bei der Organisation unseres Symposiums.
Ein kleiner Einblick in Bildern
Eröffnung Norbert Ruch, femak-Bundesvorsitzender
Moderation Wilhelm Brücker, femak-Geschäftsstelle
Dr. Thomas Rothe, SAP Koordinator Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Torsten Schäfer, Geschäftsführer Scan Modul Orgasystem GmbH
Adrian Reeck, Strategischer Einkäufer Johanniter Competence Center GmbH
Materialeingang, Rundgang durch die Bereiche/Abteilung:
Bilder Jürgen Geißler, femak 2019